Derbysieger!
- Aktualisiert: 22. April 2025

Am Ostersamstag stand das Derby gegen den ASV Reischach auf dem Programm – ein Duell, bei dem es nicht nur um die Vormachtstellung in der 2. Amateurliga ging, sondern auch um drei unglaublich wichtige Punkte im Abstiegskampf. Die Ausgangslage war klar und lautete: Not gegen Elend. Auf der einen Seite die Hausherren aus Reischach, die in der Rückrunde gerade einmal vier mickrige Punkte holten und seit fünf Spielen in Folge ohne Punkt dastanden. Auf der anderen Seite unser ASV Dietenheim/Aufhofen, der in dieser Saison auswärts erst einen einzigen Punkt geholt hatte und gegen den Angstgegner Reischach in den letzten Jahren nie punkten konnte.
Mit Olli Kahn´s Zitat “Eier, wir brauchen Eier” – passend auch zu Ostern, ging es für unsere Mannschaft also zum Spiel nach Reischach.
Im beschaulichen Südtirol gehört es fast zum Alltag: Brüder, die gemeinsam in einer Mannschaft auflaufen. Dass sie in einem Spiel gegeneinander antreten, kommt ebenfalls vor – doch Brüder auf den Trainerbänken beider Teams sind eine echte Rarität. So geschehen aber am Samstag.
Mit Harald „Harry“ Crepaz stand beim ASV Reischach kein Unbekannter an der Seitenlinie – er ist der Bruder unseres Trainers Wolfi Crepaz. Ein zumindest in Südtirol seltenes Brüderduell auf den Trainerbänken. Es hieß also nicht nur ASV Reischach gegen ASV Dietenheim/Aufhofen, sondern auch Crepaz gegen Crepaz.
Um noch mehr für Verwirrung zu sorgen, entschloss sich die AIA Bolzano (Schiedsrichtervereinigung), auch einen Schiedsrichter mit dem Nachnamen Crepaz anzusetzen. Schiedsrichter Alois Crepaz sollte mit seiner Erfahrung in diesem hochbrisanten Match für Ruhe und Ordnung sorgen.
Am Ende hieß es also nicht Crepaz gegen Crepaz, sondern Crepaz gegen Crepaz – dazwischen auch Crepaz.
Nach zwei Spielen Zwangspause war dieses Mal auch Torfrau Steinmair Jonas wieder mit dabei. Doktor Hatla half vor dem Spiel mit Beruhigungstropfen nach, zudem wurde Joni mit mehreren Spanngurten und einem Maulkorb auf der Reservebank gesichert. Für den sich im Urlaub (zu Hause bei seiner Familie?!) befindenden und rein zufällig gesperrtem Huber Moritz rückte Schronkn Hons, mit der für ihn ungewohnten Rückennummer drei, in die Viererkette. Ansonsten gab es nach dem Heimsieg gegen Rasen/Antholz keine Veränderungen in der Startelf.

Steinmair Jonas. Der Mann, um den die Wechselgerüchte nicht abreißen. Es heißt, er soll im nächsten Jahr zum ASV Gossensass wechseln.
Zahlreiche Zuschauer und Neugierige strömten am Samstagnachmittag in den Reischacher Sportpark – das Derby lockte. Wer allerdings auf ein fußballerisches Spektakel hoffte, musste sich mit dem Trostbier anfreunden. Zu wichtig war das Spiel, zu groß die Angst bei beiden Mannschaften, es zu verlieren. Spannung? Ja. Brisanz? Auf jeden Fall. Aber spielerisch war’s eher Kategorie „herzhafte Hausmannskost“ – solide, nahrhaft, aber nix für Gourmets oder Feinschmecker.
Reischach startete gut ins Spiel und hatte nach wenigen Minuten bereits den Führungstreffer auf dem Fuß. Doch Kamikaze-Moro – unsere menschliche Abrissbirne mit Stollen – klärte mit quietschenden Stollen in allerhöchster Not im Fünfmeter-Raum.
Nach dem frühen Schreckmoment plätscherte die Partie etwas dahin. Reischach blieb bei schnellen Kontern/Vorstößen gefährlich, während unser ASV Dietenheim/Aufhofen aus dem Spiel heraus so harmlos war wie eine Ente im Krokodilgehege. Doch der Dietenheim/Aufhofen wusste: Wenn das Spiel aus dem Feld nix hergibt, dann müssen halt die ruhenden Bälle her! Und genau das taten sie – wie ein Pizzabäcker, der weiß, dass sein Ofen nur bei 180 Grad funktioniert.
Freistoß von der linken Seite, getreten von Lechner (Hasi – aber nicht Osterhase) Isaak – einer von zahlreichen feinen Standard-Häppchen an diesem Tag. In der Mitte stieg Schronkn Hons aka Winkler Hannes in den Reischacher Himmel, völlig alleingelassen, als hätte er sich ein „bitte nicht stören“-Schild umgehängt – und köpfte eiskalt zum 0:1 ein.
Halbzeitführung für Dietenheim – nicht schön, aber schön effektiv.
Nach dem Seitenwechsel war auch Reischach klar: Wer hinten liegt, muss vorne was tun – und zwar schleunigst. Also schoben sie mehr nach vorn, während Dietenheim versuchte, hinten halbwegs dicht zu halten. Das Spiel wurde nun hektischer – der Ball machte Bekanntschaft mit allen Himmelsrichtungen, und die Fehlerquote stieg schneller als der Promillepegel der verletzten und gesperrten Spieler auf der Zuschauertribüne.
Dann, Mitte der zweiten Halbzeit, lag das 2:0 plötzlich in der Luft – und zwar wortwörtlich. Ein Freistoß von Winkler Michi, butterweich von der Seite serviert, landete genau auf dem Kopf seines Bruders Hannes. Der stand zur Verwunderung aller wieder völlig frei, als hätte Reischach an diesem Tag beschlossen, ihn als neutralen Zuschauer zu behandeln. Der Kopfball war platziert, der Keeper bereits geschlagen – das Ding war eigentlich schon im Netz. Doch dann rettete ein gegnerischer Abwehrspieler in höchster Not auf der Torlinie und hielt so den ASV Reischach im Spiel.
Zehn Minuten vor Schluss war dann für unseren Dottore Hatla Feierabend – und zwar ohne Applaus der Zuschauer: Nach einem etwas übermotivierten Einstieg, der eher nach „Chirurg im Stress“ als nach sauberem Zweikampf aussah, zückte der Schiedsrichter zum zweiten Mal Gelb. Gelb plus Gelb ergibt bekanntlich Duschen – und so marschierte der heuer bisher überragende Hatla mit Gelb-Rot vom Platz.
An unserer Platzierung in der Fairnesspokal-Wertung änderte das übrigens rein gar nichts – da sind wir ohnehin abgeschlagen Letzter. Also wenn es für Gelbe und Rote Karten Punkte gäbe, wären wir schon längst Meister!

Dr. Schraffl Christoph, Sportarzt und Experte für geschwindigkeitsförderndes Training und das Sprinten in Zeitlupe.
In Überzahl warf der Gegner aus Reischach nochmals alles nach vorne. Für unsere Hintermannschaft hieß das: Alarmstufe Rot. Verschnaufpausen? Fehlanzeige. Der Druck wurde von Minute zu Minute größer, der Ausgleich lag förmlich in der Luft. Und genau in dieser hitzigen Phase zündete unser Neuzugang Simula Matteo ein kleines Feuerwerk. Nach einem langen, hohen Ball in Richtung Eckfahne machte er sich auf den Weg – was dann folgte, war eine Mischung aus brasilianischem Straßenfußball, italienischem Selbstvertrauen und YouTube-Skills auf Steroiden. Simula verschnupfte zwei Abwehrspieler wie man es sonst nur aus TikTok-Reels kennt – diese hatten noch Minuten später Knoten in ihren Beinen – zog Richtung Tor und vollendete eiskalt aus spitzem Winkel, vorbei am verdutzten Torhüter, zum 2:0 für unsere Mannschaft. Klasse Einzelaktion von Simula, der Jubel in unserer Mannschaft natürlich riesengroß. Die Vorentscheidung?
Wenig später kam es zu einem Schreckmoment: Einen langen Ball der Reischacher in Richtung unseres Tores wollte Winkler Michi per Kopf klären. Doch als er sich in die Luft schraubte, wurde er von einem rücksichtslos heranrauschenden Gegenspieler unterlaufen. Michael verlor das Gleichgewicht, drehte sich noch in der Luft und prallte hart mit dem Kopf auf dem Boden auf. Er blieb benommen liegen und musste nach dem Spiel mit dem herbeigeeilten Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden.
Mit vereinten Kräften und dank frischer Beine von der Bank stemmte sich unsere Mannschaft nun gegen die Schlussoffensive der Reischacher. Irgendwie, mit allem was ging, versuchten wir den hart erarbeiteten Zwei-Tore-Vorsprung über die Zeit zu bringen. Unsere Hintermannschaft warf sich in jeden Schuss, blockte, rutschte, kratzte und kämpfte – ein echtes Bollwerk in der Schlussphase. Jeder Ball wurde kompromisslos verteidigt.
Wenig später, als der Schiedsrichter zum dritten Mal in seine Pfeife pustete, war es vollbracht: Der ASV Dietenheim/Aufhofen gewinnt das Derby gegen den ASV Reischach und sichert sich damit drei enorm wichtige Punkte im Abstiegskampf. Es ist nicht nur der erste Auswärtssieg der laufenden Saison – sondern aller Wahrscheinlichkeit nach auch der erste Pflichtspielsieg gegen den ASV Reischach seit Beginn der digitalen Datenerfassung (und vielleicht sogar seit Erfindung des Fußballs). Mit den drei Punkten im Gepäck trat der ASV Dietenheim/Aufhofen-Tross die Heimreise an. Erstmals seit Monaten steht unsere Mannschaft in der Tabelle wieder auf einem Nicht-Abstiegsplatz. Doch der Abstiegskampf ist noch lange nicht vorbei: Denn auch Rasen/Antholz konnte gewinnen, und so wird’s im Tabellenkeller langsam richtig kuschelig. Und für den ASV Reischach, der nun punktgleich mit uns dasteht, gilt ab sofort ebenfalls: Abstiegskampf – mittendrin statt nur dabei.
Nun noch ein paar Interessante Fakten über einige unserer Spieler:
– Lechner Isaak
Eigentlich würde an dieser Stelle jetzt ein Witz über seine Größe und die Einlaufkinder vom Samstag stehen. Da dieser Gag aber inzwischen genauso ausgelutscht ist wie ein altes Fruchtbonbon unter der Tribüne belassen wir es diesmal einfach dabei. Fakt ist: Lechner Isi präsentiert sich, wenn nicht gerade wegen übermotivierter Zweikämpfe gesperrt, in absoluter Topform. Er liefert regelmäßig ab und verteilt Assists derzeit so zuverlässig, wie er sonst Pizzen an die Haustür bringt: Heiß, punktgenau und immer zur richtigen Zeit.
– Mutschlechner Florian
Graf Mutschlechner Flori zu Wolfsthurn, vielen bekannt als “Muff” und seit einer gefühlten Ewigkeit offizieller Multaminister der Mannschaft ist wie der Roboter unseres Vereins: immer da, nie verletzt und scheinbar immun gegen jede Form von körperlichen Beschwerden. Fast jedes Training hat er durchgezogen, als ob er keine Schmerzen kennen würde.
Doch nun – zum entsetzen aller – hat es ihn tatsächlich einmal erwischt. Schmerzverzogen musste Muff das Training am Freitag abbrechen. Wer hätte gedacht, dass der „unverwundbare Roboter“ plötzlich ausfällt? Wir hoffen, dass Muff spätestens zum Mannschaftsurlaub im Sommer wieder in Schuss kommt, um dort seine gefürchteten „This is Sparta“-Tackles aus dem Hut zu zaubern.
– Philipp Reden
A propos Ausfälle: Philipp Reden – im ganzen Pustertal bekannt für seinen Opel Corsa, (Baujahr schätzungsweise 1967), der mit stolzen 950.000 Kilometern fast schon ein nationales Denkmal ist. Normalerweise ist Philipp beruflich in Mailand unterwegs, was bedeutet, dass er regelmäßig pendelt – und dabei immer wieder mit dem guten alten Corsa die Straßen unsicher macht. Doch kürzlich musste das treue Gefährt eine kurze Pause einlegen, als es plötzlich den Geist aufgab. Nachdem Philipp, vermutlich mit Unterstützung von Olympiageldern, seinen geliebten Corsa wieder repariert hat, konnte er an diesem Osterwochenende endlich wieder heimfahren und sich bei unserem Spiel blicken lassen. Natürlich hatte Philipp überhaupt keine Chance, es rechtzeitig zum Training am Freitagabend zu schaffen. Egal. Am Ende gilt: Corsa gut – alles gut.